Ich möchte heute ein paar Gedanken los werden zum Thema:
Immer
wieder hört man von Eltern und von bekannten Pferdebesitzern die
Gespräche mit Eltern führen "Ich möchte dass mein Kind in der Reitstunde
45min auf dem Pferd sitzt und nicht dass es in dieser Zeit das Pferd
putzen muss". Ich könnte fünf Seiten schreiben zu diesem Thema,
versuche aber mich kurz zu Halten und nur ein paar ganz wichtige Punkte
zusammenzufassen.
Liebe Eltern, bitte vergesst nicht dass es sich
bei Pferden um Lebewesen handelt. Ich glaube dass viele Eltern oftmals
gar nicht wirklich weiter nachgedacht haben, es gar nicht böse meinen
und verstehe es sogar aus dieser Sicht - denn man zahlt ja dafür. Aber
liebe Eltern, das Pferd ist ein Lebewesen und kein Fahrrad, kein Ball,
keine Gitarre oder sonstiger "toter" Gegenstand. Ich möchte bei meiner
Arbeit dass die Kinder unsere Pferde als Partner ansehen, nicht als
Gegenstand und lernen Verantwortung zu übernehmen. Pferde sind
Fluchttiere, Menschen sind Raubtiere. Erkennt man ganz simpel daran,
dass Fluchttiere die Augen seitlich haben (für Rundumblick) und
Raubtiere die Augen vorne (für scharfen Fokus). Jetzt versetzt euch mal
kurz in die Lage eines Fluchttieres und überlegt wie ihr euch fühlt wenn
ein unbekanntes Raubtier sich einfach auf eueren Rücken setzt! Und das
womöglich noch mehrmals am Tag. Irgenwann stumpft man ab und erträgt -
klar. Aber schön und angenehm ist das sicher nicht.
Putzen dient
nicht nur der Sauberkeit! Pferdefreunde in der Herde krabbeln sich
untereinander mit den Lippen und Zähnen und somit wird auch schon klar
dass Pferde putzen weit mehr ist als nur sauber machen! Das Pferd lernt
den Menschen kennen, erhält Positives durch seine Hände und durch sein
Bürsten und kann ein Stück Vertrauen aufbauen. Ebenso kann das Kind
Vertrauen aufbauen, es kann beim Darüberstreichen mit den Händen spüren
ob dem Pony irgendeine Stelle weh tut, ob es Verletzungen hat, kann
Feststellen welche Laune das Pony heute hat bevor es sich drauf setzt.
Vorausgesetzt natürlich - die Reitstunden sind keine "reinen
Reitstunden" sondern vermitteln auch Wissen über Verhalten,
Körpersprache und einiges mehr. Pferde sind Lebewesen, Pferde sind
Partner! Und so sollten sie auch behandelt werden und Wertschätzung
erhalten. Die Kinder lernen Verantwortung gegenüber einem Tier zu
übernehmen, Fürsorge, Empathie, Anstrengungsbereitschaft. Und nicht
zuletzt fördert das Putzen die Motorik und Koordination der Kinder. Und
nebenbei... Wir (damit spreche ich jetzt einfach für uns Reitpädagogen)
stehen 365 Tage im Jahr - bei Regen und Schnee, bei Kälte und Hitze, an
Sonn- und Feiertagen, in guten wie in schlechten Zeiten ,
Stundenlang im Stall um unsere Ponys bestmöglich zu versorgen. Jeder der
sowas macht würde (meistens) nicht tauschen wollen, versteht mich nicht
falsch und auch nicht als Gejammer. Aber: Pferde (Tiere) zu haben heißt
Verantwortung, heißt sich selbst oft in den Hintergrund stellen! So
sollte es jedenfalls sein und auch vermittelt werden. Wer bis hier
gelesen hat: Dankeschön! Und wer weiterhin sein Kind auf ein geputztes,
gesatteltes Pferd setzen möchte und 45min reine Reitstunde wünscht...
Solche Anbieter gibt es - bei mir seid ihr mit dieser Vorstellung an der
falschen Stelle.